Competo
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Der Goldjunge ist 50 - und macht
Schluss
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Gerd
Gradwohl hat Sportgeschichte geschrieben. Er ist der erste
sehbehinderte alpine Skiläufer, der für Deutschland eine
paralympische Goldmedaille gewann. Doch der Sport hat dem heute
50-jährigen unendlich viel mehr gegeben als Titel und Ruhm. Er half
ihm, für sich neue Lebensinhalte und -ziele zu finden, Charakter und
Willen zu stärken, bescherte ihm unvergessliche Lebenserfahrungen,
brachte ihn aber auch beruflich weiter. Gerd Gradwohl praktiziert
heute in Kempten als Physiotherapeut. Seinen Beruf gelernt hat er im
BFW Mainz.
Dass er schon 50 Jahre
alt ist, ist dem durchtrainierten, drahtigen Mann nicht anzumerken,
als er sich zum Interview in einem sonnigen Straßencafé
niederlässt. Ebenso wenig, dass seine Augen nur noch über ein
Restsehvermögen von 3,5 Prozent verfügen. Er bewegt sich sicher,
schaut seinen Gesprächspartner stets direkt an und schildert dem
Allgäuneuling die Schönheiten seiner geliebten Heimat so plastisch,
als könne er sie selbst noch täglich mit eigenen Augen in voller
Schärfe und Brillanz wahrnehmen.
Ich hab jetzt
aufgehört mit dem Wettkampfsport. Ich bin jetzt 50, da ist es einfach
Zeit - selbst diesen Satz vermag er noch lächelnd zu sagen. Die
Bitterkeit, die bei einem leidenschaftlichen Athleten in einer solchen
Aussage eigentlich unweigerlich mitschwingen muss, ist bei ihm
allenfalls zu ahnen.
Gerd Gradwohl-Der Goldjunge ist 50 und macht Schluss, Seite 44
Eine erfolgreiche Ehe auf Skiern
Erstellt: 21.04.2011 10:34 Aktualisiert: 28.04.2011 08:08
Autor: Klaus Wilinski