Physiotherapie trifft Politik - eine aufschlussreiche Diskussion zur Zukunft der Ausbildung und Sicherung der Gesundheitsversorgung
14.
Mär
2023
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Am 13. März trafen sich auf Einladung des VDB-Physiotherapieverbandes, des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Verbandes Deutscher Privatschulverbände 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz und 480 als digitale Teilnehmer*innen zu einer Konferenz zum Thema „Physiotherapie trifft Politik – Gesundheitsversorgung sichern, Zukunft der Ausbildung stärken“.

Die Resonanz war also riesig und zeigt wie sehr das Thema Fachkräftegewinnung, Ausbildung und Akademisierung die Therapieszene bewegt.

Es waren alle vertreten, die das Thema betrifft: Das zuständige Bundesministerium, die Politik, die Physiotherapie, ein Hochschulvertreter, die Krankenkasse, der größte die Schulen vertretende Verband sowie der Verband, der sich für die Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen einsetzt.

Für das BMG betonte Herr Algermissen die Dringlichkeit des Handens bei der Reform der Therapieberufe. Man sei hier auf dem Weg und habe die Beteiligung eingeleitet. Es sei auch lediglich die Teilakademiserung vorgesehen; also das Nebeneinander von berufsfachschulischer und hochschulischer Qualifikationen. Die Frage, wo die Unterschiede lägen, blieb offen. Ebenso die Frage, wie es mit den Masseuren weitergehe. Vom Podium wurde später von dem meisten Diskutanten die Beibehaltung des dreigliedrigen Systems gefordert, in welchem auch der Erhalt des Massageberufs als eigenständiges Berufsbild betont wurde. Dieser Beruf sei der einzige, in dem die über 125.000 Hauptschulabsolventen einen Zugang zu einem Gesundheitsfachberuf besitzen und einen Bildungsaufstieg zur Physiotherapie absolvieren können; eine einmalige Situation, die erhalten bleiben müsste.

Prof. Dr. Bals setzte sich mit der Frage auseinander, wo berufliche Bildung zu verankern sei, nämlich in der Berufsfachschule. Bezüglich der Kosten für den jeweiligen Bildungsweg ergaben seine Recherchen, dass für einen Hochschulplatz knapp 60.000,- € pro Studierenden und Jahr aufzubringen seien, während ein Platz an der Berufsfachschule erheblich günstiger zu gestalten sei.

Einig war sich das vielfältig besetzte Podium darin, dass es eine Teilakademisierung geben solle. Des Weiteren, dass der Massageberuf als wichtiger Gesundheitsfachberuf zu erhalten sei.

Wolfgang Oster, der Geschäftsführer des BFW Mainz, im Resümee: „Wir haben deutlich gesehen, dass eine Brechstange im Hinblick auf die Akademisierung nicht weiterhilft. Nicht dem Berufsstand und schon gar nicht den Patientinnen und Patienten. Es gibt Argumente für eine Akademisierung in Teilbereichen, aber nicht für die des gesamten Berufsstandes. In der Dreigliedrigkeit von Massage- und Physiotherapieausbildung sowie 10-20 % Akademisierung liegt die Lösung. Nur so lässt sich ein weiterer Fachkräftemangel verhindern, die Patient*innenversorgung langfristig sicherstellen und ist eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Handicap möglich. Andere Ansätze sind leider nicht stichhaltig und ideologisch verblendet.“