Demonstration für die Rettung der „gelebten Inklusion“ am Berufsförderungswerk BFW Mainz
18.
Feb
2019

„Menschen, die ich nicht isoliere, brauche ich später nicht zu integrieren.“ Ein Motto, das grundlegend für die Ausbildungsarbeit des Berufsförderungswerks Mainz (BFW) ist. Doch das war nicht immer so. 1966 wurden die ersten blinden und sehbehinderten Masseure und medizinischen Bademeister gemeinsam mit sehenden Menschen im „Neubrunnenbad“ ausgebildet. Zuvor galt die strikte Trennung von Behinderten und Nichtbehinderten. Viele schauten dabei skeptisch auf eine der ersten „integrativen“ Schulen. Man fragte sich, ob man mit so einer Ausbildungsidee den Anforderungen von Behinderten überhaupt gerecht werden könne.

Über 50 Jahre später hat sich vieles verändert - im Denken und im Arbeiten. Die Behinderten lernen mit einer Selbstverständlichkeit, sich mit Nichtbehinderten auseinanderzusetzen und mit diesen zu messen. Das BFW Mainz ist dabei bezüglich des Ausbildungsniveaus und der Umsetzung der Inklusion eine Schule „erster Klasse“. Hier werden Menschen mit und ohne Handicap (schwerpunktmäßig Blinde, Sehbehinderte und Hörgeschädigte) von Anfang an gemeinsam zu gleichberechtigten Physiotherapeuten, Masseuren und Podologen ausgebildet. Man könnte sogar von einer „umgekehrten Inklusion“ sprechen: Bei einem Verhältnis von ca. 50% behinderten und 50% nicht behinderten Schülern sind die Rahmenbedingungen in vollem Umfang auf die Behinderungsarten abgestimmt. Alle Schüler profitieren vom ersten Tag an von dieser inklusiven Unterrichtssituation.

Während der gemeinsamen Ausbildung wird deshalb auch besonderer Wert auf die Stärkung der Persönlichkeit gelegt. Die Menschen lernen im BFW besondere Fähigkeiten zu entfalten und souverän einzusetzen. Das BFW ist die einzige Ausbildungsstätte in der beruflichen Rehabilitation für Physiotherapie und Massage in Deutschland, die sinneseingeschränkte Menschen inklusiv ausbildet. Die Spezialisierung auf die Ausbildung Hörgeschädigter ist bundesweites Alleinstellungsmerkmal.

Aufgrund der Schulgeldbefreiung im Land Rheinland-Pfalz, die zum einen nur die Physiotherapie betrifft und zum anderen den Weg der Finanzierung über die Eingliederung in Krankenhausträgerschaften gewählt hat, ist das in Rheinland-Pfalz einzigartige Inklusions-Modell des BFW Mainz gefährdet.

Dieser Weg zur Schulgeldfreiheit ist für das BFW Mainz nicht möglich. Wenn wir für unsere ca. 65 selbst zahlenden Physiotherapie- Schüler (von insgesamt knapp 210) keine Landesfinanzierung bekommen, dann bleiben diese Schüler weg. Das bedeutet:

- 65 Ausbildungsplätze weniger in einem von Land selbst ermittelten Beruf mit sehr hohem Fachkräftemangel

- Tod der Inklusion in der bisher einzigen Schule, die konsequent den Willen der Politik umsetzt

- Politisch gewollte Bildungsungerechtigkeit im Land.

Die Frage der anderen Berufsgruppen (Masseure und Podologen), die von der Politik vergessen wurden, ist dabei noch gar nicht geklärt.

Am 18.2.19 ab 13.30 Uhr findet deshalb auf Initiative unserer Schüler eine Demonstration mit abschließender Kundgebung auf dem Gutenbergplatz statt.

 

 Datum: 18.02.2019

Zeit: Demo 13:30 - 14:30 Uhr, Kundgebung 14:30 - ca.15:00 Uhr

Aufstellung: Hauptbahnhof, Vorplatz, vorbei an den Ministerien Richtung Gutenbergplatz

Kundgebung: Gutenberg-Platz

 

Redner (Stand heute):

M. Troidl, VDB Bundesvorsitzender (Physiotherapie-Verband)

Natascha Bretzke, Schülersprecherin BFW Mainz

Hajnalka Röttger, Vertreterin Verbund Deutscher Therapieschulen (VeDeTs)

A. Bethke, Geschäftsführer DBSV (Deutscher Blinden-und Sehbehinderten-Verband)

Wolfgang Oster, Geschäftsführer BFW Mainz

 

 

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Schülerin

Natascha Bretzke , täglich ab 15.00 Uhr unter folgender Nummer 015787035711